Volpone oder der Fuchs

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Volpone, der Fuchs, hat keine Erben, jedoch ein nicht allzu bescheidenes Vermögen. Auf dem Sterbebett liegend, bietet er demjenigen sein Erbe an, der ihn am besten behandelt – und am meisten in ihn investiert. Doch Volpone spielt falsch und ist in Wirklichkeit kerngesund, die Wette auf den eigenen Tod also ein einziger Bluff.

Zusammen mit seinem Verbündeten Mosca, die Mücke, spielt Volpone lustvoll ein risikoreiches Spiel: Sie denken, zusammen sind sie schlauer als der Advokat Voltore, der mit einem goldenen Becher als Gastgeschenk kommt; gerissener als der Geizkragen Corbaccio, der einen Ring mit Diamanten präsentiert bevor er seinen eigenen Sohn zum Wohle Volpones enterbt; klüger als der Kaufmann Corvino, der sein letztes Geld bringt und bereit ist, seine eigene Frau Colomba zu prostituieren, damit Volpone ihn zum Alleinerben macht. Beim von Mosca herbeiintrigierten und erzwungenen Stelldichein mit Colomba kommt es jedoch zum Skandal, weil Leone, Corbaccios enterbter Sohn, mit gezücktem Degen das Tête-à-Tête verhindert. Vor Gericht wird der Fall aufgerollt, doch nach wie vor ist die Gier nach Gold grösser als der Wahrheitssinn der Zeugen, und es braucht einige Zeit, bis der alles durchschauende weise Oberrichter konstatiert: «Verbrecher mästen sich am Bösen wie am Gras das Vieh, bis sie die Schlachtbank ruft. Dann bluten sie.» Bis dahin jedoch haben die Erbschleicher genügend Zeit, ihre von Geiz, Gier, Vorteilsdenken und Opportunismus verkrüppelten Charaktere auf das trefflichste zu enthüllen und daraus eine Menge an Komik zu entwickeln. Die sprechenden Namen sind deutlich: Geier, Habicht, Rabe, Krähe und auch Mücke wittern das Aas des Fuchses und vergessen darüber alles, was Menschsein eventuell ausmacht.

Im gleichen Jahr wie «König Lear» aufgeführt (1605) ist «Volpone» ein Stück ganz anderer Art: Als Vorläufer der Typenkomödie – Molières «Geiziger» scheint hier schon durch – macht diese Komödie den Zuschauer zum Mitwisser und führt eine groteske Galerie von Menschen mit tierischen Eigenschaften vor.

Die Regisseurin Claudia Bauer, geboren 1966 in Landshut, inszenierte den „Volpone“ in der Spielzeit 2013.2014 am Konzert Theater Bern in einer eigenen Fassung und ihrer kräftigen und von den biomechanischen Prinzipien Meyerholds inspirierten Spielweise. Für Graz wird sie die Inszenierung adaptieren und neu einrichten.

Freie Bearbeitung von Stefan Zweig