Picknick auf Golgatha

Was bleibt Gottes gefallenen Engeln heute noch zu tun? Das Böse ist schon lange in der Welt, die Menschen haben es selbst erfunden. Im freien Fall schauen diese Engel wie Zeugen auf die Erde. Hier hat sich der Mensch in einem von Götzen und Heilsbringern dominierten Konsumtempel mehr oder minder bequem einge­richtet. In seinem Ringen um Anerkennung und Lebenssinn hat er sich seine eigene Hölle geschaffen, sich selber versklavt. Das Inferno sind wir, ist hier. Rettung ist nicht in Sicht; funktions­fähige Flügel lassen sich eben leider nicht bei Ebay ersteigern …

Rodrigo García, geboren 1964 in Buenos Aires, hält mit «Pick­nick auf Golgatha» eine mehrstimmige Brandrede auf den Zu­stand der Welt. Der Fall der Engel auf die Schädelstätte wird nicht nur zu einer Auseinandersetzung mit falschen Heilsver­sprechen, sondern auch zum Versuch, mit dem In­-die­-Welt-­ge­worfen­-Sein fertig zu werden. Denn sterben muss jeder, und die Angst vor dem Tod ist furchtbar. Das 2011 vom Autor selbst ur­aufgeführte Stück zeigt die Kultur und Ikonographie des christ­lichen Abendlandes als Quelle der Gewalt. Es ist eine wütende Abrechnung mit der Haltungslosigkeit unserer Welt, die allein in der Bewahrung Sinn findet, aber nur durch Zerstörung Neues schaffen kann.